Das Leben von Otto Bollhagen – 1886 bis 1887
Otto Bollhagen – 1886 bis 1887
Bei seiner Ankunft in Bremen hatte Bollhagen eine kleine Wohnung in der Bornstraße bezogen. Wenig später heiratete er am 3. Juni 1887 die Haushälterin der Familie Neumark, die aus Varel im Oldenburgischen stammende Bäckermeistertochter Clara Caroline Elisabeth (Lina) Dierßen. Das junge Ehepaar mit mittlerweile zwei Kindern erwarb bald ein älteres Wohnhaus in der Ellhornstraße, wo Bollhagen auch seinen Betrieb, Werkstatt, Lagerraum und Atelier einrichtete – ein wichtiger Schritt in ihrem gemeinsamen Leben.
Ein nicht unbedeutender Teil der Kundschaft seines alten Arbeitgebers wandte sich in der Folge Bollhagen zu und erteilte ihm viele künstlerische Aufträge in Patrizierhäusern und in den damals entstehenden Staatsbauten.
Schnelldampfer Lahn
Speisesall 1. Klasse mit einem Bilck in den Lichtschacht
Besonders fruchtbringend gestalteten sich diese Aufgaben durch die Vereinigung bzw. gleichzeitige Übernahme der praktischen Malerarbeiten und der dazugehörenden dekorativen Malereien. Bollhagens malerische und künstlerische Aufträge umfaßten u.a. das Städtische Museum, das Gerichtsgebäude, das Offizierskasino, später das neue Rathaus, sowie den in langjährigem Umbau erneuerten Dom. Gelegentlich wurden ihm auch Aufgaben außerhalb Bremens übertragen wie z.B. die Ausschmückung der Repräsentationsräume des Hotels Kaiserhof in Berlin.
Eine ganz besondere Stellung nahm in den beiden Jahrzehnten um die Jahrhundertwende seine Tätigkeit für den NDL ein. Darauf wird in einem gesonderten Abschnitt noch eingegangen.
Bei den vielfältigen Arbeiten für die Lloyd-Dampfer erwies sich das Atelier in der Ellhornstraße als zu klein, und trotz Erweiterungen reichte der Platz nicht. So erwarb Bollhagen im Jahre 1904 das Areal einer ehemaligen Gartengastwirtschaft in der Parkallee 205, wo er das alte Wohngebäude für Atelier- und Werkstattzwecke umbauen ließ, während ein neues Wohnhaus im Vordergarten erbaut wurde.
Die Betriebsstruktur, wie sie sich der Ellhornstraße herausgebildet hatte, blieb auch am neuen Standort zweigeteilt erhalten.
Gustav Berg hatte die Gesamtleitung des Gewerbebetriebs, in dem vor 1914 zwischen 50 und 70 Mitarbeiter beschäftigt waren. Das Atelier unterstand Bollhagens ehmaligen Lehrling Fritz Jacobsen. Diesen, von Bollhagen als seinen begabtesten und tüchtigsten Mitarbeiter angesehenen Jacobsen machte er, wohl den Fehler von Joseph Neumark in Erinnerung, 1911 zu seinem Teilhaber. Bis 1914 wurden im Atelier etwa 50 Lehrlinge ausgebildet, die alle aus der Praxis kamen.